Gedanken zur Fotografie


Sehen und Fühlen

Eliot Porter: „Die wichtigste Eigenschaft eines Fotos ist dessen emotionale Wirkung.“ 
Eine zentrale Frage ist: Was führt dazu, dass wir stehen bleiben, die Kamera herausholen und ein Foto machen? Irgendetwas hat unsere Aufmerksamkeit gebunden.
Am Anfang eines Bildes steht natürlich das Sehen. Der nächste Schritte ist das Erkennen eines Motivs in unserem Blickfeld. Und dann geschieht etwas, was mit reiner Logik nicht zu erklären ist: das Fühlen. Mit Logik allein kommt man nicht zu ausdrucksstarken Bildern.

 

Es nützt alles Wissen um die Fotografie nichts, wenn man nicht von diesem einen Moment berührt wird, der das Leben ins Bild bringt, der beim Betrachter des Bildes Emotionen auslöst.

Dabei trifft der banale und oberflächlich betrachtet unzutreffende Begriff „Aufnahme“ bei genauerem Hinsehen den Kern guter Fotografie. Wir nehmen etwas in uns auf, was man im Bild sichtbar macht. Und es müsste eigentlich der Begriff „Abgabe“ folgen, wenn die „Seele“ eines Bildes den Betrachter berührt.


Der Zeitfaktor

Ein einflussreicher Naturfotograf - Jack Dykinga - sagt:


„Die Intensität des Sehens bestimmt unsere Fotografie: hinschauen, geduldig abwarten sowie schlechtes Wetter erdulden und sich dabei frohen Mutes auf das freuen, was vielleicht noch möglich ist.“

 

Gut gestaltete und ausdrucksstarke Bilder gelingen nicht unter (Zeit)-Druck. Wer sich jedoch die Zeit nimmt, wird die entspannende Wirkung - für mich verbunden mit einem meditativem Charakter - der Fotografie erfahren.


Die Technik in der Fotografie

Sagt der Koch zum Fotografen: „Sie müssen aber eine gute Kamera haben bei den schönen Bildern, die sie machen.“
Antwortet der Fotograf: „Sie müssen aber eine gute Pfanne haben bei dem schmackhaften Essen, das sie zubereiten.“
Die Technik spielt eine wichtige, letztendlich aber untergeordnete Rolle. Kamera, Sensor und Objektive sind Mittel zum Zweck. Nicht mehr und nicht weniger.

Kameras und Objektive sind Werkzeuge, die es zu beherrschen gilt. Der Umgang mit ihnen muss erlernt werden, damit man sie „im Schlaf“ beherrscht. Nur dann kann man sich auf emotionaler Ebene mit den Impulsen beschäftigen, die zu einem ein- und ausdrucksvollen Bild führen. Wer sich in die Mysterien der Technik verstrickt, wird abgelenkt vom tiefen Sinn der Fotografie: dem Erfühlen eines Moments.


Die zweite kreative Ebene

Noch nie gab es so umfangreiche und zielgerichtete Möglichkeiten, seine Bilder im Heimlabor zu bearbeiten wie heute. Der Grund dafür ist der Wechsel von der analogen zur digitalen Fotografie - und damit zur digitalen Bildbearbeitung. Die digitale Dunkelkammer (dafür hat mein Freund und Kollege Manfred Horender den treffenden Begriff „Zweite kreative Ebene“ geprägt) ist in ihrer Vielfalt und Präzision ein Füllhorn an neuen Möglichkeiten der Bildgestaltung und Darstellung. Aber auch hier ist es wie bei der Aufnahme des Bildes: Die Technik bietet eine großartige Grundlage, unsere Kreativität gestaltet das Bildwerk.

 

Es hilft also wenig, wenn man zwar die gesamte Tastatur eines Bildbearbeitungsprogramms beherrscht, aber kein Gefühl hat für Raum, grafische Gestaltung, Farbgebung und die intuitive Eingebung des Moments. Die Auswahl dabei ist groß. War einst zu analogen Zeiten die Bearbeitung auf chemischer Ebene begrenzt, so gibt es im digitalen Labor unzählige Möglichkeiten, eine Bildvorlage zu entwicklen. Das ist die eigentliche „Revolution" in der Fotografie, die immer mehr Menschen in diese Kunst „lockt“.


Persönliches

Was und wer haben nun meinen fotografischen Weg wesentlich beeinflusst?
Den Sinn für visuelle Darstellung und Gestaltung habe ich von meinem künstlerisch geprägten Vater, der mich schon als Kind mitgenommen hat, wenn er Fotos für seine Arbeit erstellt hat. Es hat mich seitdem nicht mehr losgelassen, selbst kreativ-gestalterisch aktiv zu werden. Ich bin Autodidakt und habe die Fotografie für  mich zur Leidenschaft gemacht. Bei  Workshops und kontinuierlicher Beschäftigung mit der Lichtbildnerei habe ich Sicherheit gefunden und immer neue Felder entdeckt. Ich habe erfahren, dass eine positive Entwicklung nur über kontinuierliche Beschäftigung mit  der Fotografie möglich ist. Weitere wichtige Impulse zur Bildgestaltung erhielt ich auch durch einen intensiven Austausch mit meinem „Arbeitsfreund“ Gerhard Hermanns, ein Künstler, der mit seinen Holzschnitten besonderen Kunstwerke geschaffen hat und ausgestattet war mit einem herausragenden grafischen Verständnis. Die Fotografie wurde neben meinem Beruf als Diplom-Psychologe so zu einem wesentlichen Aspekt in meinem Leben.
Nach Beendigung meiner Hauptberufstätigkeit machte ich meine erste Fotoreise mit Freiraum-Fotografie. Das Angebot im Jahr 2011, als Foto-Referent für Freiraum zu arbeiten, sehe ich als Anerkennung meiner Fähigkeiten, die ich mit dieser Tätigkeit weiter „pflegen“ und ausbauen konnte und kann. Jetzt kann ich meine Kenntnisse und "Gedanken zur Fotografie“ in Workshops und Fotoreisen an andere weitergeben.